Fr 11. Nov 2011, 00:27
Angebot und Nachfrage. Ein Produkt und sein Image steht in Beziehung zum Kunden, so sehr sich der Kunde dagegen wehrt. Das gilt manchmal sogar auch für Patrioten und Wutbürger: Sie wollen zwar deutsch sein, partizipieren regelmäßig am Deutschen, lehnen aber den Ursprung der Republik ab – womit sie aber wieder das Deutsche bestätigen.
So kann man also nicht nur die News unter nähere Betrachtung ziehen, auch der User, am liebsten natürlich der Stammuser, bettelt in seinem Auftreten gerade dazu, analysiert zu werden.
Wehe dem, jemand erhebt das Unwort gegen solche User. „Fanboy“. Es ist kein Geheimnis mehr, dass
Kratos ein solcher ist. Das ist ja schon evident und kaum eine Erwähnung wert. Interessant ist aber, wie jemand wie er genau dasjenige kritisiert, dass im Plan der Redaktion schon seit Jahren fest verankert ist. Der Verlauf der Kritik geht von „Ehrlich gesagt wundert es mich das man über so einen Bullshit einen Artikel schreiben kann.“ über „Da wir getreu dem Motto...ich bin "Fan" von CoD und geb daher BF 3 eine Wertung von (1/10)“ zu „Ehrlich, diese Art von Revolver Artikeln müssen echt nicht sein da die einfach nur Bild-Niveau sind.“. Natürlich darf man die Frage stellen, inwiefern die News nun Bullshit sei, also auf Bild-Niveau. Denn eigentlich zeigt sie doch nur, dass der User Score bei metacritc für MW3 deutlich unter dem der Fachpresse liegt.
Sobald also der Inhalt einer News sich gegen den eigenen Fanatismus wendet, ist der Inhalt der News plötzlich identisch mit der News selbst.
Man stelle sich vor, ich würde auf ähnliche Weise Minecraft verteidigen. Ich würde also jede News über andere Egoshooter als qualitativen „Bullshit“ betiteln; außer natürlich Minecraft-News selbst. Dann ist der Inhalt aber nicht mehr genug. Trotzdem hält mich das nicht davon ab, auf Cyan zu bleiben und munter weiter zu meckern.
Es scheint eine neue Form der Beschäftigung zu sein: Medien beleidigen, die die Realität nicht verschönern wollen. Was dem – neben dem ganz offensichtlichen – abgeht, ist der tatsächliche Diskurs. Wäre es zu viel verlangt gewesen, Bild und Bullshit mal außen vor zu lassen, und stattdessen sachlich auf den manipulierbaren User Score einzugehen? Nein, denn einer Online-Redaktion die Schuld zu geben, ist viel einfacher.
Angebot und Nachfrage: Der gewohnte User liest, der gewohnte User regt sich auf, der gewohnte User liest erneut. Warum soll man dann was ändern? Vielleicht will man das auch gar nicht – gibt ja auch vielleicht News, die dem Fanatismus des gewohnten Users entsprechen. Was für eine einfache Welt. Lese ich „Berlusconi geht“, beschimpfe ich die Redaktion; lese ich „Sarkozy bleibt“, freue ich mich und fordere mehr davon.