Sa 15. Sep 2012, 03:15
Game-Reviews nach dem europanischen Geschmack, das wurde endlich Zeit! Damit sie aber nicht allein von meinem Kanon bestimmt werden, sei hier um eifrige Mithilfe gebeten. Sinnvoll sind Beiträge, die sich um Games kreisen, die der größere Teil unserer Gruppe vermutlich noch nicht im Blick oder zumindest nicht in den spielenden Händen hatte. Einige Angaben zum Preis und der Plattform wären zudem auch wünschenswert.
Ich persönlich hab in letzter Zeit ein paar Indie-Games gezockt (mehr als üblich und nicht nur Minecraft). Viele davon kennt ihr wahrscheinlich schon vom Hören und Sagen, nicht wenige sind kostenlos, die teuersten gehen an die 20 Euro.
Knytt [PC | Indie, Platform] (free)Knytt hatte ich schon einmal auf dem Rechner. Damals hatte ich jedoch gar keine Vorstellung, wie das Spiel funktioniert und wo sich die Handlung entspinnen soll. Erst vor kurzem nahm ich einen zweiten Versuch an, bei dem sich mir das Prinzip endlich erschlossen hat. (War wohl etwas ungeduldig beim ersten Mal.)
Das Spielprinzip besteht aus einer Mischung aus Platform-Game und Labyrinth-Suche. Als Hilfsmittel dient ein Lichtstrahl, der bei Tastendruck in die Richtung des nächsten Ziels weist. Es gilt also, den richtigen Weg zu finden und zu überwinden. Audiovisuell hebt sich Knytt von vielen anderen Platform Games vorrangig durch den relativ einfachen, aber eigenständigen Stil ab, der durch winzige Details aufgehoben wird. Einige idyllischen Passagen, z.B. einen Angler im Hintergrund, lockern die zeitweise aufkommende formale Strenge wunderbar auf.
Zineth [PC | Indie, keine Ahnung, Third Person?] (free)Unbedingt probieren! Das Spiel hat mich einige Tage vom Minecraft-Spielen abgebracht! Dabei bin ich doch recht unerfahren in diesem Genre, das hier irgendwie zwischen Tony Hawk und Burnout oszilliert. Die Spielfigur steuert ihr auf einer Art schwebenden Snowboard, mit dem ihr mit ordentlich Tempo über Rampen und Wände auf höhere Ebenen gelangt – gelangen müsst! Hinzu kommt noch ein Minispiel im Gameboy-Color-Look, das zwar recht einfach gehalten ist, aber durchaus Spaß macht und sich fast zu einer eigenständigen Instanz, quasi ein Spiel im Spiel, entwickelt.
Was Zineth aus meiner Sicht auszeichnet ist zum einem die Sandbox (literally!) und zum anderen der visuelle Stil. Am Anfang findet man diese riesige, grafisch sehr beeindruckende Wüste vor, aus deren Zentrum in poppigen Farben strahlende, abstrakte räumliche Formen, Quader, Pyramiden, wachsen; doch bei der, sehr langen, Anfahrt stellt sich heraus: es sind Gebäude! (Oder zumindest irgendwas in der Art.) In der Wüste kann man tun und lassen was man will; nein, man sollte sogar machen, was man will, denn nur so kommt ans Ziel: immer schneller werden, um immer höher hinauf auf die verqueren Formen zu gelangen. Bei Missgeschicken kann man übrigens die Zeit zurückspulen und es nochmal versuchen.
Für ein kostenloses Spiel gibt es hier viel zu entdecken. Und das Ende ist der absolute Hammer!
Dear Esther [PC | Auch keine Ahnung, First Person]Ja, hab ich schon öfter erwähnt, aber trotzdem! Dear Esther muss nicht jeden Geschmack treffen – die um Medientypen beschränkten Diskussionen finde ich allerdings höchst albern. Ob ich nun für 20 Euro einen Film kaufe oder einen interaktiven Film, ist doch vollkommen egal. Die Begriffsstrenge einiger Leute verstehe ich nicht ganz, und verbuche sie i. d. R. unter sinnloser Rabulistik. Aber nun zum Spiel: Spiel ist hier lediglich die Geschichte, der Ablauf des Ganzen ist m. E. eher Teil des interaktiven Prinzips, das zur Geschichte beiträgt und das Design sukzessive entfaltet – wie ein begehbares Gemälde, wenn man so sagen will. Dear Esther profitiert dabei ausnahmsweise vom technischen Sprung vom Mod zum eigenständigen Spiel. Einige Passagen sind tatsächlich sehr schön und finden in der Schönheit auch ihren primären Zweck. Die Geschichte geht als erster Versuch durch, auch wenn sie doch eher untergeht.
Zuletzt geändert von Baldwin am So 13. Apr 2014, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.