Spielezeitschriften

Prüfst du auch vor dem Besuch der Toilette, ob deine Handlung moralisch einwandfrei ist?

Moralisch fürn Hugo. Aber damit dass die Dinger schlecht sind hat er recht. ^^

Wie muss ein gutes Spielemagazin aussehen?

Mich stören an den heutigen Magazinen der Katalog-Charakter, die unnützen Analysen und Bewertungen, die unreflektierte, unkritische Beweihräucherung der Subkultur der Gamer in irgendwelchen Kolumnen, der öde und dumme Zweck-Duktus der Schreiber, hässliche Layouts, schlechte Typografie, insgesamt ein Design, das man schamlos kaum in der Öffentlichkeit zeigen kann, etc.

Das Internet macht das Magazin zudem zuteilen überflüssig. Tests findet man im Netz, News sowieso, Community gibt’s eigentlich nur Web, im Magazin geht das gar nicht richtig…

Wie erwähnt, sind heutige Spielemagazine Kataloge. Man bezahlt 100 Seiten Papier, braucht aber im Prinzip nur ein Viertel davon, weil man sich für einen Großteil der vorgestellten Spiele nicht interessiert. Im Web dagegen suche ich mir meine Lieblingsserien aus und selbst wenn ich auf Dinge stoße, die mich nicht interessieren, ist das nicht weiter schlimm: Einfach wegklicken.
Problemlösung: One-Game-Magazine oder man streicht die Tests aus dem Heft. Alternative zum One-Game-Magazin: Das Genre-Magazin. Da findet man in der ActionGamer z.B. nur Actionspiele, in der 18-rated nur Horror und Splatter usw. Ist jemand schon darauf gekommen?!

Wenn man die Tests aus den Magazinen streicht, was bleibt dann noch?! Erschreckend wenig. Führt man sich nochmals vor Augen, dass die Tests stark mit dem Web konkurrieren, sind die rückläufigen Verkäufe großer Spielemagazine doch kein Wunder mehr. Auch die GEE hat getestet (teilweise zu unkritisch)…

Kommen wir zu meinem Vorschlag: Ich schaue rüber zu den Filmmagazinen. Auch hier gibt’s genügend katalog-artige Hefte. – Um Analysen einzelner Games kommt man wohl nicht herum. Dennoch geht’s auch anders. Zwei Hefte dienen mir als Vorbild: schnitt und Film-Dienst; beides nicht gerade in der Masse der Filmschauenden bekannte Magazine. Aber das ist egal: Es gibt sie schon seit langer Zeit.
In beiden Magazinen werden aktuelle Filme herausgepickt, die guten werden vorgestellt. Im Film-Dienst gibt es im ersten Teil des Hefts kleine Specials, Reportagen, etc. Im mittleren Teil ist eine kleine Programmzeitschrift fürs Fernsehen mit Kurzkritiken, die sehr prägnant und imo zutreffend sind.
Beim schnitt gibt’s auch Specials, Erzählungen, Retrospektiven, Kolumnen etc. Mit anderen Worten: Diese Magazine können ihre Seiten füllen (mal vom Programmteil des Film-Dienst abgesehen) ohne es komplett mit „Tests“ zuzumüllen.

Mein Vorschlag: Zu jedem Spiel verfassen die kundigen Journalisten einen prägnanten Text wie beim Film-Dienst. Bei Gelegenheit holen sie ihn wieder hervor. Und mit PRÄGNANT meine ich PRÄGNANT. Hier z.B. eine Kritik zu Lord of War:
„Ein Waffenhändler steigt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aus bescheidenen Anfängen zum Multimillionär auf und kann seinen Profit durch Lieferungen an einen liberianischen Diktator mehren, der sein Volk in einem langjährigen Bürgerkrieg abschalchten lässt. Der aus der Perspektive des „Täters“ erzählte Film spiegelt zwar den Zynismus der Branche, lotet sein Thema jedoch nicht aus, sondern erschöpft sich in inszenatorischen Grobschlächtigkeiten. Dadurch verpufft die politische Abrechnung zugunsten eines reinen Actionkinos.“
Bumms, das war’s. Keine Wertung, keine weitere Beschreibung. Gute Spiele erhalten ein „Empfehlenswert“, mehr nicht.

Herausragende (neue) Spiele werden hingegen in einem Special vorgestellt.
Das alles würde im schnitt unter den Teil Filmbesprechungen fallen, der ein Drittel des Hefts ausmacht. Ein anderes Drittel wäre nun das sog. Thema. Ein Titel-Thema, das mit Essays, Geschichten, Retrospektiven etc. behandelt wird. Das Thema kann ein Genre sein, eine Konsole, ein Gefühl, ein aktuelles Ereignis usw. Außerdem bestimmt das Thema das Cover.
Der letzte Teil nun würde im Schnitt DVDs, Musik und Bücher behandeln. Je nach dem zu wohin das Spielemagazin tendiert, könnte man es dem schnitt gleich tun oder stattdessen Nerd-Produkte vorstellen. Beides zusammen ginge wahrscheinlich auch.
Die DVDs, Alben und Bücher sollten aber kein Appendix sein, sondern genauso detailliert und anspruchsvoll gestaltet sein, wie der Spiele-Teil. Es soll auch nicht um eine Verbindung von Spielen und Filmen gehen. Spieleverfilmungen haben da nichts zu suchen, ebenso wenig schlechte Spiele-OSTs. Planer: Dieser Heftteil soll etwas wert sein – ein Cineast o.ä. sollte das Magazin deswegen kaufen, weil ihm genau dieser Heftteil gefällt.

Leserbriefe, Editorial, DVDs, Gewinnspiele und News fliegen aus dem Heft raus.

Das Heft würde in geringer Zahl produziert werden, zum Preis von sagen wir 5 oder 6 Euro, verfügbar an Bahnhöfen und großen Zeitschriftenläden. Monatlich müsste es noch nicht mal erscheinen, vierteljährlich genügt.

Womit rechtfertigst du den Preis? Dass echte Journalisten statt verblödeter Berufsnerds die Artikel schreiben? Das geht auch billiger. Oder doch damit dass es kein Schwein kauft?

Und noch wichtiger. Woher nimmst du denn die Leute die das machen? Wenn ich mir die Schreibgewalt von Journalisten (teilweise auch Schriftsteller) anschaue die für andere Fachmagzine Kolumnen oder Tests oder "Spezials" schreiben und im Vergleich dazu die höchstens akzeptable Schreibe der "guten" Spieleredakteure wenn sie mal einen ganz besonders guten Tag haben. Nee...
Da müssen auch andere Leute her.

Du merkst aber schon, dass du dir die Antworten selbst gibst?! xD

Ist doch sehr sozial von mir, oder?

Leserbriefe entfallen??? Und was wird dann aus so schillernden Figuren wie Rainer Rosshirt (oder dem Lesebriefpavian)???
Außerdem magst du Film-Dienst doch nur zur Zeit wegen dem Papstbesuch und so.

Der Pavian ist tot...

Film-Dienst?! Wegen der katholischen Filmkritik? Die machen gute Kritiken!^^