Ich muss meine früheren Positionen widerrufen. MMn ist der heutige, moderne Antisemitismus eher als eine Art fetischisierter Antikapitalismus zu verstehen. "Die Juden" als werden als parasitäre Fremdgruppe konstituiert, die als Wucherer/Verschwörer und "Vampire" die "ehrlich arbeitenden" Eigengruppe unterdrücken und ausbeuten. Im Prinzip wird an "den Juden" der Urgrund aller Probleme festgemacht. Der Unterschied zu anderen Formen von Rassismus besteht darin, dass "die Juden" nicht einfach in "ihre Heimat" ausgewiesen werden können, sie haben keinen. (Auch Israel haben sie ja angeblich von den armen Palästinensern geraubt.) Also muss "die Judenfrage" anders gelöst werden, womit wir bei der eliminatorischen Komponente angekommen wären. -> Genozid So ist, denke ich, auch der Antisemitismus islamistischer Gruppierungen zu verstehen. Die Charta der Hamas z.B. zeigt das sehr deutlich.
Insofern muss man auch andere Formen verkürzter Kapitalismuskritik, die einer bestimmten Personengruppe (Banker, "Spekulanten", Bilderberg etc.) Schuld zuweisen zumindest einen strukturellen Antisemitismus unterstellen. Gleiches gilt für die EU-Kritk v.A. aus nationalistischen Kreisen wie der AfD/FPÖ/FN etc. Zusammen mit einem traditionalistisch gefärbten, rassistischen und patriarchalen Konservativismus geht das Ganze eindeutig in Richtung Protofaschismus.
Es ist sehr gut möglich, dass ich selbst zu einseitig denke, aber vielleicht spürt jemand höherer Seitenzahlen Vermögender denselben stumpfen Widerstand in sich, der in der Erwartung eines dialektischen Sprungs deines bislang rein antithetischen Denkens sich gründet.
Schon dem Thema mangelt es an Dialektik, vielleicht auch zurecht. Bei dir sieht man einen Stellungswechsel ohne Aufhebung, ’ne blanke extreme Antithese.