Na gut, jetzt aber wissenschaftlich: 73,23 Jahre für mich. Ich muss aber auch sagen: Das reicht.
"Das Einzige, was zählt, ist der Augenblick. Das ganze Leben eines Menschen ist eine Abfolge von Augenblicken. Wenn jemand die Bedeutung der Gegenwart versteht, dann gibt es für ihn nichts anderes mehr und keine anderen Ziele. Widme deshalb dein Leben der Gegenwart.
Jeder lässt die Gegenwart an sich vorbeischlüpfen und hält dann nach ihr Ausschau, als wäre sie irgendwo anders zu finden. Aber wer einmal verstanden hat, wie wichtig die Gegenwart ist, ist wie verwandelt, auch wenn er seine frisch gewonnene Erkenntnis noch manchmal vergisst." Hagakure
Lebenshoffnungen hier, Todesbefürchtung da - letzten Endes nur Verselbstständigungen des Selbstbewusstsein. "Das Bewusstsein kann nichts anderes sein, als das bewusste Sein." (Die deutsche Ideologie)
Du musst auch berücksichtigen, dass mit zunehmenden Alter auch das zu erwartende Alter steigt. Und außerdem solltest du berücksichtigen (oder erwägen), dass deine Zeit nur im Bezug auf den Anderen existiert, durch diesen überhaupt konstituiert wird. Der Augenblick hält eben nicht lange und ist auf dieses «bewusste Sein» konzentriert; man kann aber darüber hinausgehen, zu einem anderen Sein.
Baldwin hat geschrieben:Und außerdem solltest du berücksichtigen (oder erwägen), dass deine Zeit nur im Bezug auf den Anderen existiert, durch diesen überhaupt konstituiert wird.
Kann ich nicht nachvollziehen. Ich dachte Zeit wäre die vierte Dimension und somit von Menschen unabhängig.
Klar, es geht mir natürlich um eine Art von fundamentalontologischer Zeitvorstellung. Die Vorstellung einer vom Menschen unabhängigen, «physikalischen» Zeit hat die doppelte Verdrehung, dass sie Zeit zwar als Externes postuliert, sie aber in ihrem ‹Weltbild› fasst und als begriffen ausgibt, – in ihr liegt Zeit gar nicht als Externes vor. Zeit aber ist in dem Sinne extern, da es sie nur mit dem absolut Anderen gibt; selbst, als ‹Ding›, scheint sie ja nicht begreifbar, beinah Metaphysik wie der Andere. Zum Absoluten kann es keine Beziehung geben, sonst würde man es relativieren. Zum Anderen kann nur eine indirekte, fast schon übertragslose Übertragung über Nichtgegenwärtiges, über Worte, Sprache geben – und dies nur vor der visage, der ich schutzlos ausgesetzt werde. Sprache, in welcher ein Wort im Bann des Augenblicks des Anderen das nächste ablöst, ist Zeit. Zeit ist die indirekte Relation zum Anderen. Das ausgesetzte Wort schwebt außerhalb meiner Totalität, vergeht und kommt als Erinnerung zurück; aber erst das Wort des Anderen vermag diesem etwas zuzugeben, eine Spur einer meiner verschiedenen Eigenzeit, Fremdzeit, die für oder an sich uneinsichtig ist, nicht zu fassen; sie ist genuin Anderes, surplus, Reichtum des Lebens, pures Gelb.