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Wie über Politik reden?

Mo 20. Jan 2020, 01:11

Rede ich über sie gar nicht («Rede nicht über Politik!»), rede ich ironisch wie über Politik Redende, rede ich von so einer Idee besessen, rede ich ausschließlich schlecht?

Wer hört mir dann zu? – Redet man so über Politik? – Ohne Zuhörer?

Mo 20. Jan 2020, 01:11

Re: Wie über Politik reden?

Do 30. Jan 2020, 22:23

Ja, kommt halt drauf an, von wem du ne Antwort hören willst. Die freundliche Stimme des Volks, würde dir wohl so antworten:

https://www.youtube.com/watch?v=zD3cCuq6NEo

Also: Einmal kurz Fluchen. Das reicht!


Aber wenn du doch jemanden triffst, dann musst du ihn mit Fakten und beeindruckenden Argumenten übertreffen, wie in einem Pokemon-Kampf oder es wird von dir verlangt in einen Haßchor einzustimmen.

Und zum Stil: Als ich heute den Briefkasten öffnete, erwartete mich folgendes:


Bild

Re: Wie über Politik reden?

Fr 31. Jan 2020, 11:15

Ich gehe mal davon aus, dass ich nichts Wichtiges verpasse, wenn ich das Video nicht zu Ende schaue.

Mir fällt dazu dieses Büchlein von Robert Misik über die Arbeiterklasse ein – Misik, Robert: Die falschen Freunde der einfachen Leute –, wo er versucht, die wichtigsten vorgebrachten Gründe kritisch zu bündeln, warum es in den letzten Jahren zu diesem Rechtsruck gekommen ist, und zu zeigen, dass die Rede von einer einheitlichen, wütenden Arbeiterschicht ungenau und damit falsch ist. Zum Teil ist die Kritik im Video ja gerechtfertigt; und man erkennt diese Rhetorik der Normalität.

Am besten fand ich diese Interview-Passage, die anscheinend nur Richard Sennett paraphrasiert, wo dieser mit einigen Frauen aus Arbeiter- und unterer Mittelschicht über gemischte Paare redet. Während die eine Frau ziemlich platt ihren Rassismus zur Schau stellt, dabei aber gleichzeitig versteht, dass sie ‹etwas Falsches› sagt, redet die andere Frau – in Anwesenheit der ersten – darüber, wie toll gemischte Ehen seien und wie ‹ungut› rassistische Tendenzen in der Bevölkerung. Im gesamten Interview redet sie gegen die erste Frau und verteidigt ‹das Gute›. Nicht nur dass sie damit im Wesen der ersten Frau sehr ähnlich wird, Sennett ist auch aufgefallen, dass Frau 2 die ganze Zeit versucht hat, dem Interviewer zu imponieren. Sie hat sich mit Hilfe der anderen Frau abgrenzen und sozusagen ‹aufwerten› wollen. Die ganze Bourdieusche Aufstiegsnummer mit Habitus usw. ist in dem Beispiel schön anschaulich gemacht.

Das Problem für Misik ist die Rhetorik, nicht notwendig der Inhalt (den man ja durchaus kritisiere muss). Dementsprechend schließt er mit dem Zitat von Bruno Kreisky: «Man muss die Leute gernhaben». Es ginge also um eine Gleichberechtigung im Diskurs. Ihn beschäftigt eine ähnliche Frage wie hier im OP, nämlich wie man es bewerkstelligt, dass alle – inklusive der verbürgerlichten ‹Arbeiterschicht› und Wutbürger – zu Wort kommen, ohne dass man dabei unkritisch wird. (Er meint lediglich, dass es auf linker Seite falsch sei, dass nur Betroffene (Minderheiten, Opfer) zu Wort kommen dürften. Aber viel schwieriger ist doch das Problem, dass er zum Ende so schön fässt: dass Linke wollen, dass man sich ändert, und Rechte dir sagen, dass du so bleiben kannst, wie du bist.)

Und klar, natürlich geht es mir um diese Antworten von bislang Ungehörten.
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